Dr. Gabriele Kahlert-Dunkel: Man muss Entscheidungen treffen!
Starke Frauen - Mut zu neuen Wegen! - Un pódcast de BRK Konzepte UG
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Wir alle bedauern den Niedergang der deutschen Kaffeehauskultur. Eine schwerwiegende Entscheidung hatte 2019 Dr. Gabriele Kahlert-Dunkel in Münster zu treffen. Nach 169-jähriger Geschichte schloss sie endgültig das Café Grotemeyer – eine echte Institution in der Westfalenmetropole. Ein schwerer Gang. Seit Jahrzehnten schon ist die promovierte Dipl. Psychologin eine bekannte Geschäftsfrau in Münster. Genau deshalb ist sie auch Gründungsmitglied und 2. Vorsitzende vom BPW Club Münster, einem internationalen Verband berufstätiger Frauen. Auch ist sie Ehrenmitglied und war langjährige 1. Vorsitzende von „Frauen & Unternehmen“ – einem Netzwerk selbstständiger Frauen in der Region. Vita 1950 in Münster geboren Diplom in Psychologie (Hamburg) Promotion zum Dr. rer. medic. (Münster und Hamburg) 1986 Eintritt in das Familienunternehmen Café und Konditorei Grotemeyer seit 1850 Seit 2000 geschäftsführende Gesellschafterin der Café Grotemeyer GmbH und Co.KG Wie darf ich Sie vorstellen? Wenn Sie mich vor einem Jahr gefragt hätten, dann wäre ich noch die „Café Frau“ gewesen. Heute bin ich Buch-Autorin. Nach der Schließung unseres 169 Jahre alten Traditionscafés im Frühjahr 2019, habe ich nämlich zusammen mit Dorothée und Michael Kerstiens ein Buch über unser bekanntes Kaffeehaus geschrieben. Das war meine Form der Vergangenheitsbewältigung und ein so großer Erfolg, dass ich sagen würde: wer weiß, was sich daraus noch entwickelt. Ihr Lebensmotto? Meine Lebensmotti ändern sich immer wieder mal. Ein Motto ist: wenn Dir das Wasser bis zum Halse steht, darfst Du den Kopf nicht hängen lassen. Das hatte ich auch schon mal. Was mir als Kind schon geholfen hat und bis heute in neuen Situationen geht, ist ein Stoßgebet: „Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm“. Das „fromm“ kann dann vieles heißen: mach mich mutig, mach mich geduldig, mach mich überlegen usw. – eben alles, was man braucht, damit es gut ausgeht. In jeder starken Frau steckt bekanntlich auch eine Schwäche. Was hat Sie zur starken Frau gemacht? Ich glaube das ist Lebenserfahrung – aber es kommt auch Vieles zusammen. Ich hatte das Glück, dass sowohl meine Mutter wie auch meine Großmutter sehr starke Frauen waren. Damit gab es schon mal ein Modell. Mein Großvater war der letzte Konditormeister in der Grotemeyer Familie. Meine Großmutter hat da schon als „Nicht-Fachfrau“ das Café geführt. Von ihr habe ich viel gelernt. Sie hat mir auch die Liebe zu Kaffeehäusern beigebracht. Meine Mutter erbte das Café eines Tages und führte es weiter. Ich habe dann die Fackel weitergetragen. Was war für Sie bislang Ihre größte Herausforderung? Das war ganz klar die Entscheidung, das Café nach 169 Jahren endgültig zu schließen. Das war schon eine schwere Entscheidung und große Herausforderung. Was haben Sie daraus gelernt? Was ich nicht geglaubt habe, ist das der „blöde“ Spruch: „Wenn sich eine Tür schließt, öffnen sich zwei andere“ tatsächlich stimmt. Dadurch, dass wir zu Dritt die Idee hatten, das Buch über das Café Grotemeyer, seine Geschichte, den Maler Fritz Grotemeyer zu schreiben und Traditions-Rezepte erstmalig zu veröffentlichen, haben sich für mich völlig neue Türen geöffnet. Wann hatten Sie in Ihrem Leben die größten Selbstzweifel? Die Erfahrung das Kaffee zu schließen überschattet noch immer alles. Ich hatte große Selbstzweifel, ob ich die Schließung mache, wie ich es mache und ob es die richtige Entscheidung ist. Diese Entscheidungsfindung dauerte Jahre. Ich habe das Café viele Jahre gemeinsam mit meinem Bruder betrieben und wir waren festentschlossen, das Café weiterzuführen. Als dieser 2015 starb stellte sich erstmals die Frage: wie soll es weitergehen? Schließlich werde ich immer älter. Für welche Lebenserfahrung sind Sie dankbar? Ich würde sagen meine Studienzeit und die Zeit danach. Das war die Zeit während des Psychologiestudiums und während meiner Promotion in der Kinderklinik, wo ich mit lebensbedrohlich kranken Kindern gearbeitet habe. Nach dem Ende der Studienzeit hatte ich mit meinem Mann zwei Jahre eine sehr sorgenfreie Zeit in Kanada. Daraus schöpfe ich noch heute Kraft. Ich bedaure unter welchem großen Druck Studenten jetzt häufig stehen. Wie gehen Sie mit dem Thema „Finanzen“ um? Frauen und Finanzen – da ist sicher ein hoher Nachholbedarf. Ich persönlich bin kein gutes Vorbild, Die Finanzen an sich sind mir nicht so wichtig. Es ging mir immer um andere Werte als Geld, zudem ich eigentlich kein Verhältnis habe. Das, was ich geerbt habe, zu erhalten und zu bewahren war meine größte Aufgabe und auch Herausforderung. Wissen Sie wieviel Sie mit 65 im Portemonnaie haben werden? Da ich älter als 65 bin, falle ich etwas aus dieser Altersklasse raus. Ich wusste es mit 65 nicht – ich wusste aber, dass es kein Problem ist. Das war eine glückliche Fügung. Was können andere Frauen von Ihnen lernen! Das ist ganz klar: dranzubleiben, wenn man Ziele hat! Ziele auch verfolgen und bereit sein, dafür Umwege zu gehen. Ich muss bereit sein zu sagen: das nehme ich mir vor / möchte ich machen. Und das Steuer festhalten, auch wenn der Wind mal etwas härter bläst. Was machen starke Frauen besser als Männer? Ich glaube, dass Frauen besser unabhängig agieren können. Sie sind nicht so abhängig davon einen starken Mann an ihrer Seite zu haben. Das ist bei Männern anders – jeder erfolgreiche Mann hat eine starke Frau im Rücken. Frauen sind bereit auch mal die Komfortzone zu verlassen – das tun Männer nicht so gerne. Wie gehen Sie mit dem Thema „älter werden“ um? Ich mache mir schon Sorgen. Für mich ist es enorm wichtig ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Das habe ich schon von meiner Großmutter gelernt. Durch das älter und gebrechlich werden, könnte ich auf fremde Hilfe angewiesen sein. Das macht mir schon Sorgen. Für mich hat die Schließung des Cafés ja auch etwas mit älter werden zu tun. Ich habe immer gesagt: ich kann nur abspringen, wenn ich auch noch springen kann. Das habe ich bei meiner Mutter und Großmutter erlebt, dass sie an manchen Stellen den Absprung nicht geschafft haben, weil sie einfach zu alt waren. Was ist das Geheimnis Ihrer Schönheit? Weiß ich nicht! Ich weiß nur, dass ich jeden Morgen länger im Badezimmer brauche. Lach.