Episode 151: 12 Uhr nachts - Midnight Express (Midnight Express), 1978

Ein Filmarchiv - Un pódcast de Brockmann & Ecke

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Nach der British New Wave, die basierend auf dem Dokumentar-Gestus der Generation Ken Loach möglichst viel Realismuseffekt setzen will, folgt auch in England die radikale Gegenwehr der Nachfolgegeneration. Da es außerhalb des TV kaum Möglichkeiten gibt, das Filmen zu lernen, setzen sich nun junge Regisseure aus der Welt des Werbefilms durch: die beiden Scott-Brüder, Adrian Lyne und eben Alan Parker, der leider vor kurzem verstorben ist: Kino soll effektvoll sein, ästhetisch, spannend und Publikums-nah. Parker setzt dies in MIDNIGHT EXPRESS meisterhaft um, versetzt uns effektvoll und visuell atemberaubend in die Welt seines durchaus unsympathischen Protagonisten, dem wir mit viel Willen zur Subjektivierung in ein türkisches Gefängnis folgen. Dabei sind Parker alle Mittel recht: es soll „knallen“ (Zitat nach Dr. Ecke). Er legt effektiv Machtkonstruktionen offen, macht diese fühlbar, täuscht Genre-Strukturen an, um sie uns dann wieder zu verwehren, sodass wir uns neu zum Schicksal seines Gefangenen positionieren müssen, der alle Kontrolle über seine Individualität entzogen bekommt. Ein wichtiges Mittel ist dabei der Bezug zum Gothic, den Parker immer weiter ausbaut, wobei er sich damit Elemente reinholt, die besser im 19. Jahrhundert geblieben wären: Exotismus, Ekel vor dem Anderen, Körper als Nachweis des Bösen, alles Aspekte, die wir heute nur schwer ertragen können und die auch Rassismus als Lesart erlauben, wobei dies mehr naiver Unfall, denn wirklich eingeschriebener Wille das Macher ist. Denn dies wurde erst Ende der 70er Jahre wirklich als Problem in der kulturellen Elite und Philosophie identifiziert. Der Film, eigentlich in seinen Techniken seiner Zeit weit voraus, wirkt deshalb wie aus einer anderen Welt, und verlangt von uns, ihn auf verschiedenen Ebenen zu sehen: als Film mit problematischen Aspekten in der modernen Lesart, aber auch als das, was er in seiner Zeit sein will: ein dezidiert links-liberales Pamphlet gegen Freiheitsbeschränkungen im Mantel des effekthaften, Publikums-zugewandten Kinos.

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