Episode 123: Das Totenschiff, 1959
Ein Filmarchiv - Un pódcast de Brockmann & Ecke
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Stellen wir uns vor, ein Film wie DAS TOTENSCHIFF von Georg Tressler wäre Ende der 50er nicht von der Kritik belächelt worden, sondern – vielleicht mit ein paar anderen ähnlich ambitionierten Genrefilmen – stilbildend geworden: wie hätte dann eine mögliche Welle des deutschen Genrekinos in den 60er und 70er Jahren aussehen können? Wir hätten mehr Filme gesehen, die Genremuster nutzen, um ihr Publikum mit der eigenen Vergangenheit zu konfrontieren: wer in Mario Adorfs Figur in Tresslers Film nicht den Kadavergehorsam des Zweiten Weltkriegs wiedererkennt, ist blind. Wir hätten vielleicht mehr Filme gesehen, die wie Tressler stilistisch auf den Putz hauen, etwa wenn er uns hier die Arbeit im Maschinenraum spürbar macht: als expressionistische, verkantete Höllenvision. Vielleicht hätten wir mehr Filme gesehen, die keine Angst vor der Gefahr der Unterhaltung haben und den Genrefilm gleichzeitig (nicht trotzdem!) als politisches Ausdrucksmittel nutzen: wie Tressler, der hier arge Zweifel an romantischen Freiheitsvorstellungen und Klassensolidarität aufkommen lässt.